Was ist ein Naturgarten?

Ein Garten ist immer ein Stück durch Menschen gestaltetes Land. Er kann nie so sein wie die Natur, aber der Gärtner kann ihn so naturnah und strukturreich wie möglich gestalten, damit er Lebensraum für viele einheimische Pflanzen- und Tierarten ist. Ein Naturgarten steht für lebendige Vielfalt und Lebensqualität. Er ist gekennzeichnet durch:

  • Anlage nach dem Vorbild der Natur
  • Heimische Arten haben Vorrang
  • Kein Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenbehandlungsmittel
  • Kein Kunstdünger
  • Kein Torf
  • Pflegeleicht und kostensparend
  • Nachhaltig und sich selbst erneuernd
  • Naturgärten bieten Lebensraum für heimische Pflanzen und Tiere
  • Nutzpflanzen können integriert werden und bieten sogar Vorteile für den Pflanzenschutz

Jeder Garten kann ein Naturgarten sein oder werden!

 

Was heißt heimisch?

Unter einer Wildpflanze verstehen wir eine Art, die frei in der Natur vorkommt und sich dort eigenständig, also ohne menschliches Zutun verbreitet. Nicht alle Wildpflanzen sind auch einheimisch. Nichtheimisch sind Neophyten. Unter regionalen Arten verstehen wir die heimischen Arten, die in der Region natürlich vorkommen.

Im Siedlungsraum kann man das ganze Spektrum heimischer Arten und nicht-invasiver Neophyten einsetzen. In freier Landschaft sollten nur heimische Pflanzen regionaler Herkunft verwendet werden. Im Bundesnaturschutzgesetz ist festgeschrieben, dass ab 2020 in der freien Landschaft Pflanzen und Saatgut nur noch innerhalb ihrer Vorkommensgebiete ausgebracht werden dürfen. Aus Sicht des Naturschutzes sollte dies auch für den besiedelten Bereich gelten.

Wer fremdländische Pflanzen hegt, fördert die heimische Tierwelt weniger oder schließt sie gar aus. Invasive Neophyten sind u. a. Herkulesstaude, Japanischer Knöterich, drüsiges Springkraut und kanadische Goldrute.

 

Kosten

Naturgärten sind in der Regel kostengünstiger als konventionelle Gärten

  • Billigere Baustoffe
  • Weniger hochpreisige exotische Pflanzen
  • Langfristige nachhaltige Bepflanzung
  • KeineKosten für Pestizde und Kunstdünger
  • Geringere Kosten für Erden und Wasser

 

Gestaltungselemente im Naturgarten

Im Naturgarten werden alle Strukturen als mögliche Lebensräume einbezogen: Wege, Pflasterfugen, Dächer, Kiesstreifen am Haus, Parkflächen, Zäune, Mauern und Altholz. Je nach Zeit, Platz und Geldbeutel können folgende Projekte verwirklicht werden:

  • Wildblumenwiese
  • Laub- und Asthaufen, Totholzstapel
  • Unterschlupf für Nützlinge (Ohrwürmer, Marienkäfer)
  • Nisthilfen (Solitärinsekten, Hornissenkasten, Hummeln, Vögel, Fledermäuse)  
  • Benjeshecke
  • Weidenbauwerke
  • Wandbegrünung
  • Fledermausbeet
  • Schmetterlingsgarten
  • Hecke, Knick
  • Trockenmauer
  • Wassergebundener Weg
  • Obstbäume, Streuobstwiese
  • Naschgarten
  • Kräuterspirale
  • Naturteich
  • Kompost
  • Bienenbeute
  • Hochbeet
  • Wildblumen im Balkonkasten
  • Blumenwiese im Topf

 

Leider finden sich in konventionellen Gärten im Schnitt 70 Prozent nicht-heimische Pflanzen. Naturgartenplaner Reinhard Witt rät in seinem Buch „Natur für jeden Garten“ zu 80 Prozent heimischen Pflanzen. Die gefüllte Rose, ein Rhododendron oder eine Forsythie sind dann auch okay, wenn man auf sie nicht verzichten möchte.

Besonders großen Nutzen für die Tiere bringen einheimische Bäume und Sträucher dank ihrer großen Oberfläche. Sträucher finden auch in kleinen Gärten Platz, besonders auch auf der Grundstücksgrenze, wo sie einen idealen Sichtschutz bieten. Die Blüten bieten Nektar und Pollen für die Bestäuber, von den Beeren naschen Vögel, Mäuse, Marder, Füchse. Außerdem bieten sie ein schier unerschöpfliches Nahrungsangebot für Insekten in allen Entwicklungsstufen, Versteck- und Nistmöglichkeiten.

 

Geeignete heimische Wildsträucher sind:

  • Heimischer Weißdorn
  • Heimischer Wachholder
  • Vogelbeere
  • schwarzer Holunder
  • Pfaffenhütchen
  • Seidelbast
  • Kornelkirsche
  • Roter Hartriegel
  • Haselnuss
  • Heckenkirsche

Der Efeu blüht, wenn nur noch wenige Nektarquellen zur Verfügung stehen. Praktisch alles was sechs Beine hat kommt hier im Herbst vorbei.

 

Insektenfreundliche Zwiebel- und Knollenpflanzen

Die ersten Insekten sind oft schon im Ende Februar auf Nahrungssuche. Erste Nahrungsquellen sind dann die früh blühenden Sträucher wie Hasel, Weide, Kornelkirsche und die Frühblüher. Denken Sie schon im Herbst an die Blütenbesucher und setzen Zwiebeln und Knollen in den Boden. Beim Kauf sollten Sie unbedingt darauf achten, keine gefüllten Pflanzen zu erwerben.

  • Winterlinge
  • Schneeglöckchen
  • Blausterne
  • Krokusse
  • Sternhyazinthe
  • Traubenhyazinthe
  • Zierlaucharten

 

Feine Samen für Vögel

Die Früchte von Wildblumen und Gartenpflanzen laden viele Vögel im Herbst ein. Beliebt sind u. a.:

 

  • Wilde Karde
  • Sonnenblume
  • Wegerich
  • Gänsedistel
  • Vogelwicke
  • Kratzdistel
  • Melde
  • Ampfer
  • Knöterich
  • Beifuss
  • Ringelblume
  • Kugeldisteln

 

Pflanzen für ein Fledermausbeet

Fledermäuse benötigen einen möglichst vielgestaltigen Garten mit artenreicher Wiese statt Einheitsrasen und heimischen Sträuchern und Stauden. In einen Fledermausgarten - oder beet gehören nachtblühende, nektarreiche Blütenpflanzen, die durch ihren Duft Nachtfalter, die Lieblingsspeise vieler Fledermäuse, anlocken:

  • Abendduft-Leimkraut
  • Nachtkerze
  • Lichtnelke
  • Phlox
  • Gemeine Nachtviole
  • Immergrün
  • Abendlevkoje
  • Gewöhnliches Leimkraut
  • Gartenreseda
  • Königslilie
  • Mehrjähriges Silberblatt
  • Wegwarte
  • Weidenröschen
  • Wunderblume

 

Saatgut

Die Saatgutunternehmen Rieger-Hofmann GmbH, Samen und Pflanzen gebietseigener Wildblumen und Wildgräser und Bingenheimer Saatgut haben mit dem Netzwerk Blühende Landschaft unterschiedliche Saatgutmischungen entwickelt, die Sie nun bei Mellifera e.V. (Verein für wesensgemäße Bienenhaltung) bestellen können.
Bei der Auswahl des Saatesgutes für den Garten sollte man sehr sorgsam sein. Einjährige „Exotenmischungen“ aus dem Baumarkt sind nicht nachhaltig, bergen ökologische Gefahren und bieten oft nur wenigen „Allerweltsarten“ für einen kurzen Zeitraum Nahrung.

Mehr Hinweise zu gebietseigenem Saatgut.

"Willst Du dich am Ganzen erquicken, so musst Du das Ganze im Kleinen erblicken."
Goethe

 

Weitere Gartentypen

  • Urban Gardening
    In vielen Städten dieser Welt wird gibt es einen neuen Trend: Urban Gardening - - das Gärtnern auf städtischen Brachen, Dächern, Mauern und Grünstreifen. Mit jedem bepflanzten Quadratmeter wird wieder ein Stück Natur in die Stadt geholt.
  • Interkulturelle Gärten
    Die Stiftung Interkultur Link betreibt interkulturelle Gärten, in denen Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen gemeinsam gätnern, sich austauschen, ernten und genießen.
  • Nachbarschaftsgärten
  • Willkommensgärten
  • Seniorengärten

 

Essbare Städte

Immer mehr Städte weltweit sind auf dem Weg, ihre Grünanlagen in essbare Landschaften zu verwandeln und gehen dabei teils neue Wege. In Deutschland ist die Stadt Andernach Vorreiter.

„Die Essbare Stadt Andernach ist in ihrer Art einzigartig. Quer durch das gesamte Stadtgebiet können sich Besucherinnen und Besucher, Bürgerinnen und Bürger zunächst an den blühenden Nutzpflanzen erfreuen, die sie dann später, wenn alles reif ist, auch ernten dürfen. Überall in der Bäckerjungenstadt stößt man auf das Thema Essbare Stadt.“

 

Natur-Erlebnis-Garten

  • Die Weiterentwicklung des Naturgartens
  • Im Vordergrund steht der Erlebniswert für die Besucher
  • Bietet eine reiche Welt voller Sinneseindrücke, die voll tierischen Lebens steckt
  • Kreative Gestaltung mit heimischen Pflanzen, natürlichen Formen, betörenden Düften, Farbenspiel
  • Natur-Erlebnis-Gärten sprechen die Menschen im Herzen an, besonders auch Kinder

 

Natur-Erlebnis-Räume

  • Natur-Erlebnis-Schulhof Natur-Erlebnis-Kindergarten Natur-Erlebnis-Spielplatz
  • Vermitteln motorische Fähigkeiten
    Fördern Sprache und Sozialverhalten
    Geben elementare Kontakte zu den Elementen, Pflanzen und Tieren
  • Ermöglichen spielerische Entdeckung, bewusste Wahrnehmung, Sinneseindrücke
    Stärken die Selbstkompetenz
  • Bringt neue Denkansätze und Sichtweisen: Wiederverwendung von Bodenaushieb, Baustoffen, Verwendung heimischer Hölzer, Naturmaterialien

 

"Fang nie an aufzuhören, hör nie auf anzugangen."
Marcus Tullius Cicero