Kiel, 22. April 2016 - Im Herbst 2015 wurde in acht Bundesländern, darunter auch Schleswig-Holstein, konventionelles Raps-Saatgut mit gentechnischen Raps-Verunreinigungen ausgesät. Insgesamt waren in Deutschland 49 Parzellen mit jeweils 10 Quadratmetern verteilt auf zehn Standorte betroffen. Auf diesen Flächen hatte eine französische Saatzuchtfirma Prüfungen für die Sortenregisteranerkennung ihrer konventionellen Winterrapssorte durchgeführt. Außer Schleswig-Holstein sind die Bundesländer Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen betroffen.
Die NaturFreunde halten die vom Landwirtschaftsministerium angeordneten Nachsorge-Kontrollen von fünf Jahren für nicht ausreichend. Um Risiken ausschliessen zu können, müssen die kontaminierten Flächen mindestens 15 Jahre lang beprobt werden, denn Raps-Saatgut hat ein hohes Ausbreitungspotential. Es kann mindestens 15 Jahre lang keimfähig im Boden überdauern.
Die landwirtschaftliche Erzeugung erfordert Gentechnik freies Saatgut. Jede Verunreinigung birgt unkalkulierbare Risiken für Umwelt, Lebensmittelsicherheit, aber auch ökonomische Risiken für Bäuerinnen und Bauern im Falle einer Kontamination. Auf diesen Flächen darf zudem kein konventioneller Raps angebaut werden.
Darüber hinaus fordern die NaturFreunde, die kontaminierten Flächen Flurstückgenau bekannt zu geben. Dazu sei das Land laut Umweltinformationsgesetz nach einem Gerichtsurteil aus 2009 sogar verpflichtet (OVG, Az: 4 LA 101/09). Entsprechende Informationen sind für Landwirte, für den Naturschutz, für Gärtner und Imker von Bedeutung.
Urteil des schleswig-holsteinischen Oberverwaltungsgerichtes "Öffentliches Informationsinteresse überwiegt Vertraulichkeit personenbezogener Daten" lesen ...
Agro-Gentechnik ist eine Risikotechnik. Die Nebenwirkungen der Erbgutveränderung sind unbekannt. Einmal auf dem Acker freigesetzt lassen sich gen-manipulierte Organismen nicht zurückholen. Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen hat entgegen der Versprechungen der Agrarindustrie nicht zu einem Rückgang des Pestizid-Einsatzes geführt, sondern diesen sogar erhöht. Dies gefährdet die biologische Vielfalt und belastet unser Trinkwasser.