Glyphosat

Glyphosat ist das weltweit am häufigsten eingesetzte Herbizid. Es wird über die Blätter aufgenommen und gelangt mit Hilfe sogenannter Netzmittel von dort bis in die Wurzelspitzen. Als Totalherbizid tötet es unselektiv alle Pflanzen ab, die nicht gentechnisch verändert sind. Etwa 6000 Tonnen werden jährlich in Deutschland auf mindestens 40% der Ackerflächen ausgebracht, meist vor der Aussaat, um den Acker zu „räumen“. Daneben kommt es immer noch auch kurz vor der Ernte zum Einsatz, um die Reife zu beschleunigen (Sikkation) und nach der Ernte auf den Stoppelfeldern. Die nötige Wartezeit zwischen Ausbringung und Ernte wird nicht immer eingehalten, so dass Nahrungs- und Futtermittel mit Glyphosat belastet sind.

Glyphosat wird aber auch in Kleingärten, auf Privatgrundstücken, auf kommunalen Flächen, entlang von Autobahnen, Straßen und entlang von 30.000 km Schienennetz ausgebracht.

In den USA und in Südamerika ist der massive Einsatz von glyphosathaltigen Präparaten untrennbar mit dem Anbau genveränderter Kulturpflanzen verbunden. Monsanto vermarktet glyphosatresistente Genpflanzen im großen Stil unter dem Namen „Roundup Ready“ RR), z. B. RR-Soya und RR-Mais. So können die Kulturen während der gesamten Anbauzeit mit Glyphosat behandelt werden. Der Einsatz von Glyphosat ist in den Anbauländern in den letzten Jahren rasant angestiegen mit z. T. gravierenden Folgen für Menschen, Tiere und Artenvielfalt.

In Deutschland hat bisher noch kein Anbau von genmanipulierten Pflanzen stattgefunden. Mit Glyphosat belastetes Kraftfutter aus genmanipulierten Pflanzen, z. B. Gensoja aus den USA, ist für unsere Tiere aber zugelassen und gelangt so auch in unsere Nahrung. Monsanto und Co. drängen darauf, den EU-Markt noch weiter für Gentechnik zu öffnen.

Glyphosat findet sich mittlerweile fast überall: in tierischen und pflanzlichen Produkten, in unserem Körper (nachgewiesen in Blut und Urin) und in der Umwelt und gefährdet unsere Gesundheit. Unabhängige Untersuchungen bringen Glyphosat mit Störungen des Hormonsystems, Fehl- und Missbildungen Neugeborener, Krebs und Parkinson in Verbindung. 2015 stufte die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der WHO den Wirkstoff als „wahrscheinlich krebserzeugend für den Menschen“ ein.

Glyphosat hat massive Auswirkungen auf die biologische Vielfalt im Anwendungsgebiet. Neben den eigentlichen Zielorganismen werden auch Organismen weiter oben in der Nahrungskette wie z. B. Insekten und Vögel geschädigt und getötet. Nicht nur die behandelten Flächen selbst sind belastet, sondern auch angrenzende Biotope durch nicht eingehaltene Mindestabstände, durch Abdrift und Erosion. Für Pflanzen und Tiere verschwinden Nahrungsgrundlage, Lebensräume und Nistplätze.

Durch abfließendes Wasser, z. B. bei starken Regengüssen, gelangt das Gift auch in Gewässer. Dort schädigt es die sensiblen Wasserorganismen wie Amphibien, Fische, Wirbellose.

In den Böden wird es zumeist nicht innerhalb einer Fruchtfolge abgebaut, was dort bei erneuten Einträgen zu immer höheren Konzentrationen führt und zu einer zusätzlichen Aufnahme über die Wurzeln in die Folgekulturen. Im Boden hat das Gift direkten schädigenden Einfluss auf die Bodenorganismen und die Mikrobiologie und bringt das sensible Gleichgewicht durcheinander, auch mit negativen Folgen für die Nährstoffversorgung der Kulturpflanzen, die Bodenstruktur und -fruchtbarkeit und für den Abbau der Pestizide. Auch gelangt durch die Böden der landwirtschaftlichen Flächen nicht abgebautes Glyphosat oder das direkte Abbauprodukt AMPA in das Grundwasser und so auch in unser Trinkwasser.

Glyphosat ist nach wie vor in Gartencentern, Baumärkten und im Internet für jeden frei erhältlich. Einige Händler wie z. B. das Bauhaus, haben entschieden, die Mittel freiwillig nicht mehr zu verkaufen.

Der US-Agrochemie-Riese Monsanto, der das Gift 1974 auf den Markt brachte, pumpt eine Menge Geld in seine Lobbyarbeit. Schon im letzten Jahr sollte die Zulassung für Glyphosat erneuert werden – für 15 weitere Jahre! Aufgrund der Proteste von Hunderttausenden enthielt sich Deutschland und so fehlte die entscheidende Mehrheit. Die EU-Kommission konnte die Zulassung lediglich für 18 Monate bis Ende 2017 provisorisch verlängern.

Am 27.11.2017 stimmten die EU-Mitgliedstaaten dafür, die Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat um weitere fünf Jahre zu verlängern. Die Entscheidung war mehrfach vertagt worden. 18 der 28 EU-Länder votierten für einen entsprechenden Vorschlag der EU-Kommission, neun Staaten dagegen, einer enthielt sich. Auch Deutschland stimmte für die Zulassungsverlängerung, anstatt sich wie bisher zu enthalten. Agrarminister Christian Schmidt (CSU) stimmte gegen den Willen von Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) für die Zulassung und löste durch diesen Vertrauensbruch einen Eklat in in der Bundesregierung aus.

 

„Die EU-Kommission wollte ursprünglich eine Verlängerung der Lizenz um zehn Jahre. Dafür bekam sie aber im Kreis der EU-Mitgliedsländer keine Unterstützung. Auch ein neuer Antrag auf Verlängerung um fünf Jahre fiel Anfang November zunächst durch. Daraufhin beantragte die Brüsseler Behörde das Vermittlungsverfahren, das nun erfolgreich war. Nach Angaben der EU-Kommission darf jedoch jedes Mitgliedsland noch selbst entscheiden und bei ernsten Bedenken den Verkauf von Glyphosat verbieten.“ 

Nach dem Alleingang des Landwirtschaftsministers wird nun über ein Glyphosatverbot in Deutschland diskutiert. SPD-Chef Martin Schulz: „Die SPD setze nun alles daran, die Anwendung von Glyphosat in Deutschland weitestgehend einzuschränken, „wenn möglich zu verbieten“. Auch Grüne und Linke wollen ein nationales Tatalverbot. Schmidt will das Pflanzenschutzmittel lediglich im Haus- und Kleingartenbereich verbieten. „Im Rahmen der nationalen Umsetzung strebe ich nun Beschränkungen beziehungsweise ein Verbot der Glyphosat-Anwendung im Haus- und Kleingartenbereich sowie eine Anzeigenpflicht bei der Spätanwendung im Getreide an“. Auch das Umweltbundesamt, Fachgebiet Pflanzenschutzmittel, meint, Glyphosat sollte auf die Landwirtschaft beschränkt bleiben. „Wir sind der Auffassung, dass Breitband-Insektizide und -Herbizide in Kleingärten nichts verloren haben.“ (Link zu Angelikas Vortrag „Es geht auch ohne“).

Die NF Deutschlands fordern die Bundesregierung auf, sich auf EU-Ebene für ein Verbot von Glyphosat und von Neonicotinoiden einzusetzen.
Die NaturFreunde haben auf ihrem 30. Bundeskongress 2017 beschlossen:

Die NaturFreunde verzichten auf ihren Grundstücken auf diese für Mensch und Natur schädlichen Mittel. Die NaturFreunde Deutschlands fordern die Bundesregierung auf, sich auf EU-Ebene für ein Verbot von Glyphosat und von Neonicotinoiden einzusetzen.
Die Krebsforschungsagentur IARC hat in vier Herstellerstudien trotz versuchter Beeinflussung durch Monsanto ausreichende Beweise für eine krebserregende Wirkung durch Glyphosat und Neonicotinoiden festgestellt.
Eine Neubewertung ist deshalb überflüssig. Der einzig richtige Schritt ist jetzt ein Verbot ohne Wenn und Aber. Auch die Bienenschädlichkeit ist hinreichend bewiesen und bedarf keiner weiteren Untersuchung.
Die NaturFreunde Deutschlands fordern die Land- wirtschafts- und Gartenbauverbände auf, auf diese Mittel zu verzichten. Sie fordern Garten- und Bau- märkte auf, das Herbizid „Roundup“ aus ihrem An- gebot zu nehmen, ebenso auch neonicotinoidhaltige Insektizide.
Die NaturFreunde verzichten auf ihren Grundstücken auf diese für Mensch und Natur schädlichen Mittel.

Empfänger_innen: Bundesregierung, Garten- und Baumärkte, Landwirtschafts- und Gartenbauverbände, Teilnehmer_innen der Bundes- und Landeshäuser- konferenzen der NaturFreunde.