23.06.25 Herkulesstaude
12.03.25 Arzneimittel
24.06.24 Herkulesstaude
30.05.24 Flächenverbrauch
22.06.23 Herkulesstaude
23.06.22 Herkulesstaude
18.11.19 Wasserschutz
31.01.19 Umweltbildung
13.09.18 Urban Gardening
11.06.18 Ernährungsräte
01.09.17 Pestizide
Neonicotinoide
Bei den Neonikotinoiden handelt es sich um eine ganze Gruppe von chemischen Verbindungen. Diese wirken auf die Nervenzellen von Insekten sehr stark und beeinflussen das Verhalten und die Orientierungsfähigkeit der Insekten negativ. Die synthetisch hergestellten Insektizide wirken unspezifisch und leider auch auf die Honigbienen. Der negative Einfluss auf die Nervenzellen führt dazu, dass die Bienen nicht zurück zu ihrem Bienenstock finden. Eine Honigbiene ist aber ohne ihr Bienenvolk nicht lebensfähig. Der Neurobiologe Prof. Randolf Menzel hat zu den Auswirkungen der Gifte auf Insekten intensiv geforscht und festgestellt, dass bereits sehr geringe Mengen das Gedächnis und die Navigation der Bienen beeinflussen und stören.
Imidacloprid wurde erstmals 1994 in Frankreich zugelassen und in großem Maße auf Sonnenblumen angewendet. Schon bald zeigte sich, dass diese Chemikalie zu Schädigungen an den Bienenvölkern führte. Die Imker schlugen Alarm.
Erste negative Schlagzeilen in Deutschland gab es, als es 2008 in der badischen Rheinebene quasi zu einem Massensterben unter Bienenvölkern kam. Grund hierfür war eine fehlerhafte Beizung des Saatgutes (Mais) mit den giftigen Verbindungen. Dabei wird das Saatgut vorab gebeizt, damit es bei einem eventuellen späteren Befall durch Schädlinge nicht weggefressen wird.
Die Stoffe werden ausgehend von der Saat während des Wachstums in der gesamten Pflanze verteilt und werden sogar später mit Nektar, Pollen und Tautropfen von den blütenbesuchenden Insekten aufgenommen. Außerdem werden sie auch in den Boden geschwemmt, reichern sich dort an und können in Grund- und Trinkwasser gelangen. Laut dem Netzwerk für Biodiversitätsforschung Deutschland gelangen 98% des Wirkstoffs in den Boden. Dort kann es zu Schädigungen in Bezug auf Fortpflanzung und Verdauung an z. B. Regenwürmern kommen. Die Stoffe verbreiten sich schnell in der Umwelt und kontaminieren auch Wildpflanzen. Da sie nicht selektiv sind, schädigen sie ebenfalls Wildbienen, Käfer, Hummeln u. a.
Die Eu-Kommission hat 2013 auf Druck von Imkern und Umweltschützern drei der umstrittensten Nervengifte in ihren Anwendungen stark eingeschränkt: Imidachloprid, Clothianidin und Thiametoxam. Es handelt sich um ein befristetes Teilverbot, dass die Saatgutbehandlung von Mais und Raps betrifft. Andere Kulturen können weiter behandelt werden, auch eine Blattbehandlung durch Spritzung ist möglich und der Einsatz in Gewächshäusern.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat 2016 bestätigt, dass die Substanzen hoch toxisch auf Bienen, Hummeln und Solitärbienen wirken. Seit dem eingeschränkten Verbot versuchen Konzerne wie Bayer Cropscience, BASF, Syngenta aber auch der deutsche Bauernverband, dass Verbot aufzuheben, klagen sogar vor dem Europäischen Gerichtshof. Jetzt, vier Jahre, später gibt es zahlreiche Studien, die belegen, dass ein Teilverbot in für „Bienen attraktiven Nutzpflanzen“ nicht ausreichend ist, um die Bestäuber vor Vergiftungen zu schützen. Siehe Presseinformation von PAN zum 4. Jahrestag des Teilverbots von Imidachloprid, Clothianidin und Thiametoxam.
Die „Save the Bees Coalition“, in der 80 europäische Nichtregierungsorganisationen zusammengeschlossen sind, fordern die Mitgliedsstaaten daher auf, diese Neonikotinoide endlich zu verbieten. Deutschland hat seine Position hierzu nicht kundgetan. Am 12. und 13. Dezember wird das Thema im zuständigen EU-Fachausschuss diskutiert werden und ein Regulierungsvorschlag den Mitgliedsstaaten zur Abstimmung vorgelegt. Naturschutzverbände versuchen, ein Komplettverbot zu erreichen.
Unseren Insekten geht es schlecht. Nun es nicht nur eine Ahnung, eine subjektive Wahrnehmung, ein ungutes Gefühl aufmerksamer Menschen, sondern wissenschaftlich belegt: Seit 1989 hat die Masse der Insekten in Deutschland dramatisch abgenommen.
Das Insektensterben ist wissenschaftlich belegt. Seit 2014 wurden 500 wissenschaftliche Belege veröffentlicht, eine Auswertung hat das „worldwide integrated assessment of the effects of systemic pesticides on biodiversity and ecosystems“ vorgenommen.
Langzeiterhebungen des Entomologischen Vereins Krefeld ergaben einen Rückgang von fast 80%. Dies ist besonders erschreckend, wenn man bedenkt, dass die Untersuchungen in Naturschutzgebieten durchgeführt wurden, also dort, wo die Natur noch halbwegs intakt ist. Es darf vermutet werden, dass der Rückgang in Gebieten ohne Schutzstatus noch dramatischer ist. Und es stellt sich die Frage, was passieren wird, wenn die Zahl noch weiter zurückgeht. Das die Folgen hoch dramatisch sein werden, macht folgendes Zitat deutlich: « Pollinators contribute to the production of more than 80% of cultivated plants. Without them, some of our healthiest food, including most fruits and vegetables would be hard to produce and more expensive Without them, more than 80% of wild plants could not reproduce… » (Save the Bees Coaliton).
Neben dem Eintrag von Stickstoffverbindung nennen die Entomologen als mögliche Ursachen Pestizide, speziell die hochgiftigen Neonikotinoide.
Die Frankfurter Allgemeine zitiert in ihrem Artikel „Hat es sich bald ausgekrabbelt?“ den Biologen Dr. Martin Sorg vom Entomologischen Verein Krefeld: „Ein großes Problem sind jedenfalls die Monokulturen. Sie laugen die Böden aus und verbrauchen große Mengen Dünger und Pflanzenschutzmittel. Vielfalt ist auf diesen Feldern nicht vorgesehen, deshalb gibt es praktisch keine Hecken, keine Bäume, keine Pfützen und damit keinen Lebensraum für Käfer, Heuschrecken und Libellen. Der wohl wichtigste Grund für das Sterben klingt am Ende ziemlich simpel: Insekten finden immer weniger Raum. „Die Hauptursache ist tatsächlich die Intensivierung der Landwirtschaft“, bestätigt der Tierökologe Johannes Steidle von der Universität Hohenheim. Viele seiner Kollegen, wie der Hallenser Agrarbiologe Josef Settele, sind ähnlicher Meinung. Allerdings sehen die Wissenschaftler die Verantwortung nicht bei den Bauern allein, sondern auch beim Rest der Gesellschaft, der auf billigen Lebensmitteln besteht.“
Die Zeit spricht in ihrem Artikel „Die Wahrheit auf sechs Beinen“ im Zusammenhang von einer Umweltkatastrophe. und äußert: „Wenn dieser Wahnsinn so weitergeht, dann werden wir das heimische Ökosystem in wenigen Jahren nicht mehr wiedererkennen.“
Das Umweltinstitut München macht in diesem Zusammenhang auf den Rückgang insektenfressender Vögel und Säugetiere aufmerksam:
„Die Bestände der in Deutschland lebenden Feld-Vögel nehmen dramatisch ab. Einer der Hauptgründe dafür ist der massive Einsatz von Insektiziden und Unkrautvernichtern in der industriellen Landwirtschaft, die Vögeln die Nahrungsgrundlage nehmen. Außerdem fehlt es an Hecken, Sträuchern und naturbelassenen Flächen in der Landschaft, die Vögeln und anderen Tieren Nahrung und Rückzugsräume bieten.“
Auf der Seite des Umweltinstituts München finden Sie einen Musterbrief, mit dem Sie die Bundesregierung auffordern können, sofort zu handeln und Maßnahmen gegen das Vogelsterben zu ergreifen.