Bekämpfungsmaßnahmen

Riesenbärenklaubekämpfungs-Aktion der NaturFreunde Schleswig-Holstein mit Abschlagen der Dolden - hier auf dem Gelände der Christian-Albrechts-Universität Kiel nahe dem Westring. Bärenklau-Experte Niels Jensen schlägt die Dolden ab, der Rest bringt sich in Sicherheit.

Die Herkulesstaude ist als invasive Art in Deutschland und in großen Teilen Europas die Problempflanze Nummer 1. Die Rechtsgrundlage für ihre Bekämpfung bildet die EU-Verordnung Nr. 1143/2014 mit ihrer Unionsliste. Dort sind insgesamt 23 Gefäßpflanzenarten aufgeführt. Die Listung verpflichtet die Mitgliedstaten zur “frühen Erkennung (Erfassung) und schnellen Beseitigung“ zum Schutz der biologischen Vielfalt vor invasiven Arten. Die Unionsliste schafft eine Grundlage für konkretes Handeln. Besonders wichtig sind ein Besitz- und Vermarktungsverbot sowie schnelle Maßnahmen in der frühen Phase der Invasion. Für bereits weit verbreitete Arten wie die in 2017 gelistete Herkulesstaude müssen geeignete Managementmaßnahmen identifiziert und umgesetzt werden. Kommunen sind bei Meldung von Vorkommen gut beraten, aber leider nicht verpflichtet, dagegen vorzugehen.

Bei der Bekämpfung sind Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, um nicht mit den Giften der Pflanze in Kontakt zu geraten: Langärmelige Schutzkleidung, Handschuhe und Hut mit Krempe sind unbedingt erforderlich. Es muss auf jeden Fall Kleidung getragen werden, die den Körper vollständig bedeckt. Ratsam ist es zudem, eine Schutzbrille zu tragen, idealerweise eine aus Plexiglas und mit seitlichem Schutz, denn Augenkontakt mit Pflanzenteilen kann zur Erblindung führen. Und aufgepasst: Die verwendeten Gegenstände - so Handschuhe oder sonstige Schutzkleidung - dürfen selbst im Nachhinein nicht an die Haut heran kommen, denn auch dabei sind durchaus noch Verbrennungen möglich. Aufgrund der geringen UV-Strahlung sollten die Arbeiten bei bedecktem Himmel oder in den späten Abendstunden durchgeführt werden - keinesfalls bei Sonne. Gartenbesitzern raten wir, nicht mit dem Rasenmäher über die Triebe zu fahren. Das kann gefährlich werden, spritzt der Saft dabei ggf. an die Beine.

Die praktische Bekämpfung der Herkulesstaude funktioniert nur, wenn sie gut organisiert und konsequent durchgeführt wird. Sie eignet sich nicht für einen einmaligen Aktionismus. Es gilt sicherzustellen, dass mindestens fünf Jahre lang hintereinander eine regelmäßige Bekämpfung stattfindet. Der Riesenbärenklau lässt sich am effektivsten mechanisch durch ausgraben und abschlagen der Dolden bekämpfen. Ausgegraben werden sollte grundsätzlich vom Rand des Bestandes her - idealerweise bei zweijährigen Pflanzen von Ende April bis Mitte Mai.  So sind die Sämlinge sind noch niedrig und es besteht ein geringeres Risiko, mit dem Saft in Berührung zu kommen. Der im dritten Jahr blühende Riesenbärenklau ist bei größeren Beständen in Kombination mit dem ausgraben sehr gut durch abschlagen aller Blätter, der Blütendolden und des Stängels in zwei Meter Höhe zu bewältigen. Entscheidend für einen Erfolg ist das rechtzeitige Abschneiden der Dolden bei beginnendem Samenansatz.  Schneidet man zu früh, kommt es zur Nachblüte, ist man zu spät, fallen beim Abschneiden bereits die ersten Samen aus und der Bekämpfungserfolg ist dahin. Die Dolden müssen dabei entfernt werden, weil sie nachreifen. Da der Aufwand überschaubar und die Effektivität hoch ist, sind Pestizide verzichtbar.

Bei großen, neu festgestellten Beständen kann je nach Situation eine Beweidung mit Schafen, Ziegen oder Rindern in Frage kommen. Es wird aber eine Einzäunung und vor allem ein williger Tierhalter benötigt. Bei größeren, flächigen Standorten, die nicht durch Ausgraben in den Griff zu bekommen sind, ist eine mechanische Bodenbearbeitung durch Eggen, Fräsen oder Pflügen in Betracht zu ziehen. Da hier bei einmaliger Anwendung die Ankeimbedingungen der Saat in der Regel sogar noch verbessert werden, muss die Bodenbearbeitung nach dem Ankeimen wiederholt werden. Eine mehrfache Mahd kann eine Samenbildung zwar verhindern, die Pflanzen sterben aber nicht ab, sondern treiben immer wieder neu aus, ist daher nicht zu empfehlen..

Aufgrund der Vielfalt an Situationen vor Ort sind verschiedene Methodenkombinationen der mechanischen Bekämpfung geeignet. Das setzt allerdings ein wenig Erfahrung voraus. Entscheidend für einen Erfolg ist stets eine konsequente und vollständige Bearbeitung jeden Standortes, so dass eine Vermehrung, die nur durch Samen möglich ist, verhindert wird. Wegen der langen Keimfähigkeit der Herkulesstaudensamen von sechs bis acht Jahren ist Ausdauer bei der Bekämpfung auch notwendig. Der Herkulesstauden-Experte Niels Jensen aus Schwentinental konnte mit nur wenigen Helfern nach sechs Jahren konsequenter mechanischer Bekämpfung in ganz Kiel eine Erfolgsquote von über 99 Prozent verzeichnen. Jeder Fehler kann zu einem erheblichen Mehraufwand führen.

Herkulesstauden-Bekämpfung in Bildern
Fotos: Niels Jensen

Das Ausgraben erfolgt bis Mitte Mai. Die Wurzel sollte 10 bis 15 Zentimeter unter der Erdoberfläche vom Vegetationskegel abgetrennt werden.

Zusammen geht die Arbeit leichter und der Zeitaufwand bleibt überschaubar. Die rübenartige Wurzel muss nicht vollständig entfernt werden.

Nach dem Ausgraben können die Stauden zum Haufen gestapelt und liegen gelassen werden. Sie vertrocknen danach schnell.

Ein flächendeckender Bewuchs gestaltet das Ausgraben zeitaufwendig. Hier kann eine mehrmalige Bodenbearbeitung sinnvoller sein.

Niels Jensen mit 30jähriger Erfahrung beim Bekämpfen von Herkulesstauden demonstriert das Abschlagen der Dolden mit der Machete - hier in Pohnsdorf im Kreis Plön. Wenn die Arbeit tatsächlich losgeht, sollte auf vollständige Schutzkleidung nicht verzichtet werden.

Wenn man nur die Fruchtansätze abschneidet, ist es ratsam, den hohen Blütenstängel stehen zu lassen, das erleichtert das Auffinden der Pflanzen zum Zwecke der Nachkontrolle.

Monate später, nach dem Abschlagen der Dolden, stehen die Stengel noch, so dass der Bekäm-pfungserfolg bestens kontrolliert werden kann.

Übrig geblieben nach getaner Arbeit in Molfsee sind nur noch die Stengel übrig - die abgeschlagenen Blätter und Blütenstände liegen zum Vertrocknen am Boden. Drei Wochen später muss nachkontrolliert werden.